Sanierungssprechstunde: Landsbergs Antwort auf wirtschaftliche Herausforderungen

Landsbergs Wirtschaftsförderer André Köhn (links) und Sanierungsexperte Thomas Planer. Foto: Dominik Stenzel
Landsbergs Wirtschaftsförderer André Köhn (links) und Sanierungsexperte Thomas Planer.
Foto: Dominik Stenzel

In Landsberg wird eine Sanierungssprechstunde ins Leben gerufen. Experte Thomas Planer erklärt, worauf es in Krisensituationen ankommt.

Von Dominik Stenzel

Die wirtschaftlichen Aussichten in Deutschland sind momentan nicht allzu rosig und das bekommen auch Unternehmen in der Region zu spüren. Die Stadt Landsberg reagiert auf die angespannte Situation jetzt mit einem neuen Angebot: In einer Sanierungssprechstunde können sich Firmen ab November kostenlos und anonym beraten lassen.

Mit an Bord und Initiator des Projekts ist Thomas Planer, Geschäftsführer der Sanierungs- und Insolvenzberatung "Planer & Kollegen" in Landsberg. Nach eigenen Angaben blickt die Agentur auf rund 1200 erfolgreiche Sanierungen und 246 durchgeführte Eigenverwaltungsverfahren. Herauszufinden, in welchem Stand einer Krise sich ein Unternehmen befindet und mit welchen Maßnahmen diese überwunden und beendet werden kann, gehört zum Tagesgeschäft von Planer und seinen Beschäftigten.

Die Stadt Landsberg bezeichnet Köhn zwar als "robusten und starken" Wirtschaftsstandort, an dem es zu wenige Gewerbeflächen für die vielen Anfragen gebe. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es konjunkturbedingt in fast allen Bereichen Probleme gebe. So sei etwa die Baubranche "am Einknicken". Und der Handel habe mit einer Zurückhaltung der Kundinnen und Kunden zu kämpfen, die wiederum auf die Inflation zurückzuführen sei.

Gastrobetriebe könnten mehr Umsatz machen, doch es fehlt das Personal

Auf ein recht gutes Jahr blicke hingegen der Tourismus zurück. Wobei auch innerhalb der Branchen eine differenzierte Betrachtung angebracht sei, ergänzt Planer. So könnten viele Gastronomie-Betriebe deutlich mehr Umsatz machen, allerdings fehle ihnen oft das nötige Personal. Gemeinsam mit einem Fachberater erarbeitete Anpassungen der Speisekarte oder der Öffnungszeiten könnten in solchen Fällen für eine gleichbleibende Effizienz sicherstellen.

Die Krisen in den Unternehmen verlaufen nicht linear

Planer ist nach eigenen Angaben seit 35 Jahren als Sanierungsspezialist tätig und berät mittelständische Firmen. "Wir merken, dass nach Corona Unternehmen verstärkt in erhebliche Probleme geraten. Allerdings fehlt die Transparenz, wohin sie sich in solchen Fällen wenden können." Ein allgemeiner Rechtsanwalt oder ein Steuerberater seien oft nicht die richtigen Ansprechpartner. "Der Krisenverlauf ist deutlich dynamischer, als sich der Unternehmer das vorstellt", so Planer. Das bedeute im Grunde, dass es eben nicht linear bergab gehe, sondern "Katalysator-Effekte" für eine Beschleunigung sorgten. Wenn möglichst schnell Hilfe angenommen werde, könnte die Reaktionszeit verlängert werden.

Dieses Ziel verfolgt auch die Sanierungssprechstunde. Die rund 45-minütigen - für die Unternehmen kostenlosen - Beratungsgespräche in der Landsberger Stadtverwaltung sollen unverbindlich sein, außerdem wird viel Wert auf Anonymität gelegt. Der Stadt und Thomas Planer ist wichtig, einen "Schutzraum" zu schaffen, in dem offen gesprochen werden kann. "Wir wollen generell eine Kultur schaffen, in der sich die Unternehmer helfen lassen." Planer möchte bei jedem der Gespräche selbst dabei sein und immer auch einen Fachkollegen hinzuziehen. In 45 Minuten sei es durchaus möglich, ein Problem zu erfassen und mögliche Hilfestellungen aufzuzeigen, betont der Sanierungsspezialist.

Die Sanierungssprechstunde ist eine "Landsberger Geburt"

Laut Planer beschränken sich ähnliche Unterstützungsangebote bislang in erster Linie auf Start-ups. Die Intention sei also, mit dem Angebot etwas für etablierte Firmen zu tun, weil es in diesem Bereich eben eine Lücke gebe. André Köhn, Wirtschaftsförderer der Stadt, nennt die Sanierungssprechstunde eine "Landsberger Geburt". Angesprochen werden sollen Unternehmen, bei denen "sich die Aussichten eintrüben, wenn die Zahlen nicht mehr stimmen". Gemeinsam mit den Fachleuten soll dann die Frage erörtert werden, wie die Reise weitergehen könnte, so Köhn.

Es gibt laut Köhn bereits Interessenten für die Sanierungssprechstunde, die erstmals am Mittwoch, 8. November, geplant ist. An einem Vormittag könnten jeweils drei Unternehmen beraten werden. "Wir sind gespannt auf die Resonanz", sagt André Köhn, der die Anmeldungen entgegennimmt (per E-Mail an wirtschaftsfoerderung@landsberg.de). Wirtschaftsförderung bietet Sanierungssprechstunden an