Gregor Hofbauer GmbH neuer Standort Türkheim

Carolin Kanani und Thomas Bonin
Viele kennen die Gregor Hofbauer GmbH als Kofferlieferant, weshalb Geschäftsführerin Carolin Kanani extra für das Foto einen Koffer in die Hand genommen hat. Gemeinsam mit ihrem Bruder Thomas Bonin steht sie vor einer Maschine für Spritzgussteile für technische Anwendungen. Damit setzt das Unternehmen am Standort Türkheim wieder auf bessere Zeiten.
Foto: Alf Geiger

Warum der Türkheimer Kunststoffspezialist Gregor Hofbauer GmbH auf den Standort Türkheim setzt und nach schweren Zeiten wieder voller Optimismus und Tatendrang nach vorne blickt.

Von Alf Geiger, Augsburger Allgemeine vom  21.05.2021

Mit einer gehörigen Portion Optimismus starten Carolin Kanani und ihr Bruder Dr. Thomas Bonin in die Zukunft: Die Geschwister teilen sich die Geschäftsführung der Gregor Hofbauer GmbH und sind sichtlich erleichtert, dass ihr Unternehmen die schwierigen Zeiten der Insolvenz in Eigenverwaltung erfolgreich überwunden hat. Zentraler Punkt war die Zusammenlegung der bisherigen Standorte in Planegg und Türkheim.

Der Hauptsitz der Gregor Hofbauer GmbH wird nach Türkheim verlegt

Dass die Pläne zu einer „Standortbestimmung und Neuausrichtung“ letztlich dazu geführt haben, dass die Entscheidung für den Standort Türkheim fiel, lag auch an der Möglichkeit, einen Steinwurf entfernt vom bisherigen Unternehmenssitz im Gewerbegebiet Irsingen an der Unterfeldstraße ein weiteres Gebäude anmieten zu können.

Hier soll dann der Hauptsitz des Unternehmens mit Verwaltung, Montage und Lager untergebracht werden, in der bisherigen Halle wird die gesamte Produktion unter einem Dach zusammengeführt. Das bedeutet für das Unternehmen mit aktuell noch 68 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Bis die Zusammenlegung der beiden Standorte im Spätsommer abgeschlossen sein wird, gibt es noch eine Menge Arbeit. Rund 50 Arbeitsplätze vom Standort in Planegg werden dann nach Türkheim verlegt. Von den bisherigen Mitarbeitern in Planegg wird wohl nur ein Teil das Angebot annehmen, an den neuen Standort zu wechseln.

Schon jetzt steht für die Gregor Hofbauer GmbH daher fest: Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden händeringend benötigt und die Geschäftsführung wird schon bald entsprechende Stellen ausschreiben. Bonin rechnet damit, dass am Ende wieder rund 80 Mitarbeiter gebraucht werden.

Der Kunststoffspezialist Hofbauer rutschte 2019 in die Insolvenz

Damit geht eine schwierige Phase des Traditionsunternehmens zu Ende: Der Kunststoffspezialist für Extrusionsblasformen und Spritzgusstechnik hatte Mitte Dezember 2019 einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Memmingen gestellt. In Türkheim werden Spritzgussprodukte hergestellt. Der Kunststoffverarbeiter sei aufgrund eines Einbruchs der Auftragseingänge und der daraus resultierenden fehlenden Umsätze in finanzielle Schieflage geraten.

Da der Insolvenzantrag damals bestätigt wurde, befand sich die Firma Gregor Hofbauer in der vorläufigen Eigenverwaltung nach der Insolvenzordnung. Seit 1. April 2020 wurde das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Die Begleitung des Verfahrens mit Klaus Ziegler von der Unternehmensberatung Planer & Kollegen (Landsberg/Lech) sollte sich als Glücksgriff erweisen.

Ziel war es, den in Schwierigkeiten geratenen Kunststoffspezialisten wieder vollständig auf Vordermann zu bringen. Schon zu Beginn des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens durch das Amtsgericht waren die Verantwortlichen „äußerst optimistisch“, dass die Gregor Hofbauer GmbH nicht nur als sanierungswürdig, sondern auch sanierungsfähig sei – und dieser Optimismus wurde offenbar erfolgreich umgesetzt. Organisationsstruktur und Prozesse wurden analysiert und optimiert, um die Kernkompetenzen von Hofbauer zu stärken und neue Umsatzpotenziale zu realisieren. Die Gregor Hofbauer GmbH sollte wieder fit gemacht werden, um in Zukunft wieder auf eigenen Beinen stehen zu können.

Die Geschäftsführung um Thomas Bonin war dabei immer voll handlungsfähig, da bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung – anders als bei einer Regelinsolvenz – kein externer Insolvenzverwalter ins Haus kommt. Der Geschäftsbetrieb ging weiter, die Gehälter wurden weiter bezahlt und die Aufträge ausgeführt.

Bemerkenswert, so Thomas Bonin rückblickend: Selbst im „Corona-Jahr“ 2020 habe sein Unternehmen keine Kurzarbeit anmelden müssen. Die Auftragsbücher sind nach wie vor gut gefüllt und nach dem Umzug nach Türkheim soll auch der „Investitionsstau“ aufgelöst werden, der sich in der Zeit der Insolvenz aufgebaut habe. Noch wichtiger als Investitionen in Gebäude und Maschinen ist in den kommenden Monaten aber die Einstellung von neuem Personal, um spätestens im Herbst dann im Drei-Schicht-Betrieb durchstarten zu können.

Die vorhandene Infrastruktur am Standort habe ebenso eine Rolle bei der Entscheidung für Türkheim gespielt wie die deutlich moderateren Mietpreise im Unterallgäu, die sich doch erheblich vom Ballungsgebiet rund um die Landeshauptstadt abheben.

Auch die Unterstützung im Türkheimer Rathaus lobt Thomas Bonin in den höchsten Tönen: Wenn ein Ansprechpartner im Türkheimer Rathaus gebraucht werde, dann könne er sich stets auf eine kurzfristige und kompetente Zusammenarbeit verlassen. Auch hier unterscheide sich das beschauliche Türkheim doch deutlich vom Großraum München.

1902 begann Hofbauer mit der Fertigung von Behältern aus Holz, Leder und Metall. Seit den 1950-er-Jahren produziert Hofbauer Verpackungen im Spritzgussverfahren sowie seit Anfang der 70er Jahre auch mithilfe von Extrusionsblasformen. Heute tritt die Firma nicht mehr nur als Kofferlieferant in Erscheinung, sondern sieht sich als Verpackungsspezialist für kundenindividuelle Lösungen.

Darüber hinaus fertigen die Mitarbeiter Spritzguss- und Extrusionsblasteile für technische Anwendungen.

Diese Mischung sei auch das Fundament für eine sichere wirtschaftliche Zukunft ihres Unternehmens, sind Carolin Kanani und Thomas Bonin überzeugt: „Die Gregor Hofbauer GmbH ist jetzt wieder gut aufgestellt!“