Mit Zuversicht aus der Krise
Die Stahlbaufirma Aschenbrenner GmbH führt ein Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung durch. Mit diesem Schritt will sich das Bad Kötztinger Unternehmen für die Zukunft neu aufstellen
Von Doris Zitzelsberger vom 07.04.2023
Bad Kötzting. Die letzten Jahre waren nicht einfach für die Wirtschaft. Explodierende Energiekosten und Lieferengpässe setzten vielen Betrieben massiv zu. Auch das Bad Kötztinger Unternehmen Stahlbau Aschenbrenner GmbH litt schwer unter der weltweiten Krise und läutete bereits im Januar Gegenmaßnahmen ein: Mit einem Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung will man sich für die Zukunft neu aufstellen.
Explodierende Kosten
Auf Nachfrage unserer Redaktion gibt Betriebsleiter Stefan Stumreiter am Donnerstag Auskunft über die derzeitige Situation der Firma, die 2019 von der Westumgehung an ihren aktuellen Standort an der Lamer Straße gezogen ist. Die Stahlbaufirma Aschenbrenner arbeitet, wie der Name unschwer verrät, mit Stahl – und genau dieses Material war von der Energiekrise ganz besonders stark betroffen. „2021 zahlte man für eine Tonne Stahl 600 Euro“, erklärt Stumreiter, „im darauffolgenden Jahr dann mehr als doppelt so viel, nämlich 1 400 Euro.“ Momentan schwäche sich der Preis etwas ab und liege bei rund 1 000 Euro pro Tonne. Zu den exorbitanten Preissteigerungen gesellten sich Materialausfälle und Zahlungsausfälle der Kunden – bis man sich Anfang des Jahres gezwungen sah, die Reißleine zu ziehen und ein Sanierungsverfahren zu starten.
Im Gegensatz zu einem Regelinsolvenzverfahren bietet ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung wesentlich mehr Spielraum für den Betrieb. Die Geschäftsführer bleiben im Amt und können mit Hilfe eines Sanierungsexperten die Firma neu ausrichten. Als Sanierungsexperte steht dem Unternehmen Thomas Planer von der Planer & Kollegen GmbH zur Seite. „Die Aussichten sind gut, das Konzept schlüssig. Wir setzen alles daran, dieses traditionelle Unternehmen wieder auf gesunde Beine zu stellen“, heißt es in einer von Planer herausgegebenen Pressemitteilung. Als Sachverwalter ist Patrick Meyerle von der Kanzlei Pluta in Regensburg bestellt.
Damit die Sanierung in Eigenverwaltung erfolgreich sein kann, werden Banken, Geschäftspartner und das Insolvenzgericht in den Prozess eingebunden, so Planer. Das vom Staat bereitgestellte Insolvenzgeld verschafft dem betroffenen Unternehmen für drei Monate die Liquidität, um die notwendigen Schritteeinzuleiten. Fast alle Partner und Zulieferer seinen bereit, die Fa. Aschenbrenner weiterhin zu beliefern und zu unterstützen.
Rund 50 Beschäftige arbeiten in dem Betrieb, der sich seit 2019 auf Planungen und Verkauf von Stahlhallen konzentriert hat. „Wir gehen davon aus, dass wir keine Stellen abbauen müssen“, zeigt sich Stefan Stumreiter zuversichtlich und verweist auf die hohe Loyalität in der Belegschaft „Wir halten zusammen und werden gemeinsam die Krise meistern.“
„Wir haben viele Ideen“
Jörg Gatzki, seit 2022 der technische Geschäftsführer der Fa. Aschenbrenner, und Daniel Aumüller (kaufmännischer Geschäftsführer), zeigen sich in einer Pressemitteilung ebenfalls überzeugt davon, dass sich der Betrieb erholen wird: „Die Zukunft gehört dem Hallenbau. Wir haben einen guten Ruf, überzeugte Kunden und viele Ideen – und die wollen wir auf den Weg bringen.“ Geplant seien Modernisierungen, Umstrukturierungen, strategische Kooperationen, die Ausweitung des Vertriebsnetzes auf ganz Deutschland sowie ein erweitertes Produktportfolio. Gatzki: „Wir wollen Aschenbrenner so aufbauen, dass wir deutschlandweit ein gesundes Wachstum erzielen und sind schon mit verschiedenen Partnern im Gespräch.“
Fa. Aschenbrenner: Tradition seit 1938
Die Aschenbrenner GmbH hat eine lange Tradition. 1938 als Betrieb für Wasserinstallationen im Sudetenland gegründet, entwickelte sich die Firma schnell zum führenden
Hersteller für Stallinstallationen. Das Tränkebecken, das heute noch in vielen Ställen zu finden ist, wurde von Aschenbrenner erfunden. Seit 1945 ist das Unternehmen in Bad Kötzting beheimatet. 1980 wurden die ersten Stahlhallen für die Landwirtschaft geliefert, die damals noch von externen Herstellern zugekauft wurden. 1994 übernahmen drei langjährige Mitarbeiter die Firma vom Gründer Franz Aschenbrenner und starteten 1996 mit der eigenen modernen und CNC-gesteuerten Stahlbaufertigung. Dann die Neuausrichtung: vor 15 Jahren stellte Aschenbrenner die Stallbaufertigung ein und konzentrierte sich von nun an auf den Stahlskelettbau für Hallen unterschiedlichster
Branchen: Getränke und Lebensmittelhandel, Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft, Autohäuser etc. in Bayern und Baden-Württemberg. Dabei arbeitet Aschenbrenner mit strategischen Partnern für die Stahlbauproduktion zusammen. Beratung, die komplette Planung, Projektentwicklung und Montage erfolgen vom Unternehmen selbst. Jörg Gatzki, von der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens überzeugt, übernahm die Firma im vergangenen Jahr, verantwortet heute die technische Geschäftsführung und holte sich als kaufmännischen Geschäftsführer Daniel Aumüller zur Seite.