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In „Eigenverwaltung“ saniert: Reich GmbH Pürgen sichert Betrieb und Arbeitsplätze

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Kreisbote Landsberg vom 14.6.2017

Pürgen- „Erfolgreich saniert, die Reich GmbH Kunststoffverarbeitung steht wieder auf sicheren Beinen!“ Das ist die erfreuliche Nachricht, mit der Geschäftsführer Ralph Breiltgens sowie Thomas Planer, Sanierungsberater und Spezialist für Eigenverwaltung (Planer & Kollegen GmbH) nach dem gelungenen Abschluss der Eigenverwaltung kürzlich an die Öffentlichkeit gingen. „Unser Traditionsunternehmen ist aus eigener Kraft saniert“, betont Breiltgens.

Vorweg: Die Eigenverwaltung ist ein Instrument der Insolvenzverordnung. Sie kann dann zum Einsatz kommen, wenn eine Insolvenz nicht mehr zu vermeiden ist, das Unternehmen aber über einen fortführungswürdigen Geschäftsbetrieb und eine konkrete Perspektive verfügt. Eben das war bei der Pürgener Reich GmbH der Fall, als sie sich im Februar 2015 für dieses Verfahren anmeldete und die Sanierung startete. Auslöser war damals die Insolvenz eines Großkunden.

In diesem Verfahren seien nicht nur fast alle Arbeitsplätze (aktuell rund 40) gerettet, sondern auch die die Weichen für die Zukunft gestellt worden: Die Stellen sind auf Jahre gesichert, die Bayerische Beteiligungsgesellschaft (BayBG) wurde als Investor an Bord geholt und es gelang, neue Kundenfelder zu erschließen, teilte die Unternehmensleitung mit. „Gute Neuigkeiten- für das Unternehmen, für Mitarbeiter und deren Familien, aber auch für die gesamte Region.“ Als Basis dieses Erfolgs hebt Breiltgens das gut vorbereitete Verfahren, die offene Kommunikation mit allen Mitarbeitern und Lieferanten sowie die konsequente Umsetzung aller Sanierungsmaßnahmen hervor. „Durch die modernisierte Insolvenzordnung und die damit mögliche Eigenverwaltung blieb die Geschäftsleitung in vollem Umfang handlungsfähig- der Geschäftsführer agiert als Insolvenzverwalter. Das Verfahren wurde so für alle Beteiligten berechenbar“, so Breiltgens.

Getragen durch die enge Zusammenarbeit zwischen ihm, Breiltgens, seinen Mitarbeitern, Lieferanten und Partnern, dem Sachwalter, der Hausbank Sparkasse Landsberg- Dießen sowie Planer & Kollegen GmbH habe die Firma Reich diesen Spielraum seit Mitte 2015 erfolgreich genutzt,

um sich wieder wettbewerbsfähig am Markt aufzustellen. Ein solches Verfahren erfordere Vertrauen und Offenheit von allen Seiten, sagt Breiltgens, und er sei froh und dankbar, bei des während des gesamten Prozesses erfahren zu haben. „Im Verfahren waren diverse betriebswirtschaftliche Hürden zu bewältigen, die jedoch alle erfolgreich übersprungen werden konnten“, blickt Sanierungsberater Thomas Planer zurück. „Herr Breiltgens hat das Unternehmen 2010 übernommen, den Sanierungsbedarf erkannt und sich mit der Eigenverwaltung der Werkszeuge des Insolvenzrechts bedient.“ Planer betont: Dieser Prozess sei zu keinem Zeitpunkt das Ende der Firma Reich gewesen, sondern vielmehr der nächste konsequente Schritt hin zu einer völligen Neuausrichtung. „In einem solchen Verfahren stößt man natürlich oft auf Misstrauen, vor allem basierend auf Fehl- oder Nichtinformationen. Hier heißt es, konsequent und klar den Weg weiter zu gehen, miteinander zu reden und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.“ So habe Reich Tank die Industrie verstärkt als Neukunden in den Fokus genommen, die Saisonabhängigkeit reduziert und passte die Vertriebsstrukturen an.

Die Eigenverwaltung hatte für das Pürgener Unternehmen laut Breiltgens noch weitere Vorteile: „Wir konnten beispielsweise an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen- für uns ist das ein wichtiger Aspekt zur Auftragssicherung. In einem Regel- Insolvenzverfahren wäre das überhaupt nicht möglich gewesen“, erklärt der Geschäftsführer. Sein Unternehmen habe alle wichtigen Lieferanten und Kunden halten können, und habe von diesen Zuspruch und Unterstützung erfahren. Zudem habe man qualifizierte und motivierte Mitarbeiter gewinnen können. „Ich bin allen Beteiligten dieses zielgerichteten Verfahrens sehr dankbar“, sagt Breiltgens, „wir haben die Hürden gemeistert und zu einer Optimallösung gefunden.

 

Quelle: Kreisbote Landsberg, Ausgabe vom 14.6.2017