Die Insolvenz als Chance

Der traditionsreiche Münchener Handschuh-Fabrikant Roeckl muss nach der Insolvenz Läden schließen und Jobs streichen. Chefin Annette Roeckl will aber bleiben – und sich weniger abhängig vom launischen Wetter machen.

Anette Roeckl
Annette Roeckl Die 49-Jährige ist eher widerwillig in die Familienfirma eingestiegen.

München Auch der eisig kalte Januar half am Ende nicht mehr. Die Münchener Handschuh-Fabrikantin Annette Roeckl musste vergangene Woche Insolvenz in Eigenverwaltung beantragen. Die 49-Jährige führe ihre Firma aber weiter, hieß es, der Geschäftsbetrieb sei gesichert. Allerdings werde ihr mit dem Unternehmensberater Thomas Planer ein Sanierungsexperte zur Seite gestellt. Das Duo dürfte in den nächsten Wochen viel zu tun haben. Für das traditionsreiche Unternehmen stehen harte Schritte an: Sieben Läden mit 45 Mitarbeitern will Roeckl schließen, fast jeder vierte Job in Deutschland fällt damit weg.

Ziel sei es, sich auf die wichtigsten Städte zu konzentrieren. Vor allem aber möchte sich Roeckl weniger abhängig vom launischen Winter machen. Längst hat Annette Roeckl auch Accessoires für das ganze Jahr ins Angebot mit aufgenommen, also Taschen, Hüte, Tücher, Geldbörsen, Gürtel. Dieses Geschäft will sie deutlich ausbauen.

Annette Roeckl ist einst eher widerwillig in die 1839 gegründete Familienfirma eingestiegen. Aus Prinzip trug sie bis zu ihrem 20. Lebensjahr keine Handschuhe. 2003 übernahm sie schließlich doch den Chefposten, in sechster Generation. Sie trieb die Internationalisierung voran, baute das Filialnetz aus, erweiterte das Sortiment. Produziert wird in eigenen Werkstätten in Rumänien. Doch das alles reichte nicht, um dem meist viel zu warmen Wetter und weltbekannten Konkurrenten wie Hermès oder Louis Vuitton zu trotzen. „Wir wollen selbstständig bleiben“, unterstrich Roeckl vor zwei Jahren im Handelsblatt-Interview. Doch nur wenn die Sanierung gelingt, wird auch die siebte Generation in ihr Chefbüro an der Isar einziehen können.

von Joachim Hofer, Handelsblatt vom 27.03.2017

Quelle: German Select/Getty Images

© 2020 Handelsblatt GmbH - ein Unternehmen der Handelsblatt Media Group GmbH & Co. KG

Roeckl ist zurück: Traditionshersteller von Handschuhen und Accessoires überwindet Insolvenz

München, 15. September 2021 – Die Firma Roeckl hat schwierige Zeiten hinter sich. Im März dieses Jahres musste das Münchner Traditionsunternehmen Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden, nach mehr als 175 Jahren erfolgreicher Geschäftstätigkeit. Doch nur wenige Monate später zeigt sich ein erfreulicher Wandel: Die finanzielle Situation hat sich verbessert und Roeckl ist zurück – mit einem neuen Konzept am angestammten Platz im Herzen Münchens an der Theatinerstraße 44.

Nach der Insolvenzanmeldung im Frühjahr hat das Unternehmen intensiv an der Restrukturierung gearbeitet und erfolgreich neue Investoren gewinnen können. Mit frischem Wind und einem klaren Fokus auf hochwertige Produkte und exzellenten Kundenservice ist Roeckl nun gestärkt aus der Krise hervorgegangen. Das Traditionsunternehmen blickt optimistisch in die Zukunft und freut sich darauf, seine langjährigen Kunden wieder begrüßen zu können.

Das neue Konzept von Roeckl setzt auf eine Kombination aus bewährter Handwerkskunst und innovativem Design. Die edlen Handschuhe und Accessoires des Unternehmens stehen weiterhin für Qualität und Stil und sind nun wieder in gewohnter Weise in der Münchner Innenstadt erhältlich. Kunden können sich auf eine breite Auswahl an zeitlosen Klassikern und trendigen Neuheiten freuen.